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Wie du alles schaffen kannst, was du willst

Es gibt so viele Möglichkeiten, was man alles tun kann. Ständig kommen uns neue Ideen, was noch alles gut wäre zu haben, zu wissen, zu können, zu sein… Und ehe man sich’s versieht, sind die vielen schönen Optionen stressige Pflichten, und wir fragen uns: “Wie soll ich das alles schaffen?”

Klar gibt es jede Menge Zeitmanagement-Methoden, die da Abhilfe versprechen. Noch effizienter, noch schneller, noch besser… Kling gut – oder?

Aber warum fühlt es sich dann manchmal so falsch an? Bin ich nicht stark genug? Fehlt es mir an Disziplin? Muss ich mich nicht einfach mal am Riemen reißen, ein gutes System aufsetzen und mich zwingen, dran zu bleiben, bis es mir in Fleisch und Blut übergegangen ist?

Zum Glück ist das selten der Grund. Denn in Wirklichkeit geht es darum, ob wir das, was wir uns da vorgenommen haben, überhaupt wollen.

“Ja, klar will ich das!” ist schnell gesagt, aber halte nochmal inne und denk drüber nach – oder besser: Fühl rein.

"Alles schaffen" zu wollen kann uns schnell zu viel werden.

Worum geht es wirklich?

“Alles schaffen” ist eine Summe verschiedener Wünsche, etwas zu verändern. In jedem dieser Wünsche steckt ein unerfülltes Bedürfnis. Aber welches Bedürfnis es ist, das ist nicht ganz so offensichtlich.

Zum Beispiel das Evergreen-Thema “Abnehmen”. Ist für dich auch von Interesse? Dann fühl doch mal rein:

Willst du abnehmen, weil…

  1. … du dich hässlich fühlst und sich das sicher ändert, wenn du nur weniger wiegst?
  2. … du es satt hast, für dein Gewicht ausgelacht zu werden?
  3. … dir alle Welt sagt, dass du gut aussiehst, du es aber besser weißt und ihnen das beweisen willst?
  4. … du Angst vor all den möglichen Folgeerkrankungen hast?
  5. … es das Vernünftigste wäre?
  6. … du deinem Körper langfristig Gutes tun und dein Leben ins Gleichgewicht bringen möchtest?

Sicher ahnst du es schon: Nr. 6 ist der Grund, mit dem dein Abnehmwunsch die größten Chancen auf Erfolg hat. Bei den anderen Gründen kann es leicht passieren, dass du dich in der Diskrepanz zum eigentlichen Wunsch verlierst. Eigentlich geht es dabei nämlich um: Selbstliebe, Respekt, Gesehenwerden, Zugehörigkeit und Sicherheit. Oder anderes, das ist von Person zu Person verschieden. Schau ehrlich hin, was es bei dir ist!

Angenommen, du willst abnehmen, weil du Angst davor hast, krank zu werden. Du fängst an, dich einzulesen, und stellst erschrocken fest, dass du dir bei der falschen Diät einen Nährstoffmangel zuziehen kannst, und durch den Sport könntest du dir eine Sehne reißen oder deine Gelenke verschleißen – Himmel hilf! Du bekommst vor lauter Stress einen Herzinfarkt.

Klar, ich übertreibe, aber siehst du, was ich meine? In deinem Bemühen, dein Ziel zu erreichen, bist du in die entgegengesetzte Richtung gerannt. Warum? Weil du dir nicht klar gemacht hast, worum es eigentlich geht: Gesund zu bleiben. Du warst so darauf fixiert, alles zu schaffen, dass du vergessen hast, warum du eigentlich was genau schaffen willst.

Du kannst alles schaffen, was DU willst

Ganz einfach: Je klarer du dir darüber bist, was du eigentlich warum willst, desto leichter wird es dir fallen, Prioritäten zu setzen, dein Engagement anzupassen, die richtigen Beziehungen aufzubauen, dranzubleiben und vor allem deine Wünsche von denen anderer zu unterscheiden, was es viel leichter macht, auch einfach mal nein zu sagen.

Es gibt viele, die uns sagen, was wir tun sollen. Und am liebsten wollen wir es allen Recht machen, denn dann gibt es keine Konflikte, richtig? Falsch! Denn der Konflikt entsteht in dir.

Wer sagt dir, was du tun sollst?

  • die Familie
  • die Kollegen
  • die Nachrichten
  • die sozialen Medien
  • der gute Ton
  • das eigene Gewissen
  • deine Herzenswünsche

Die ersten sind offensichtlich, dann wird es subtiler, und auf uns selbst hören wir meistens zuletzt, denn wer sind wir denn, uns so wichtig zu nehmen?

Ist das nicht seltsam? Wenn du ein Auto hast, fragst du doch auch nicht erst in einem Online-Forum nach, wo du damit hinfahren sollst. Aber woran liegt es, dass wir so sehr auf die anderen hören und erst so spät auf uns selbst?

Anpassung aus Selbstschutz

Wir passen uns an die Ideen unserer Umgebung an, das ist zunächst einmal ganz natürlich und durchaus auch sinnvoll. Wenn wir als Höhlenmenschen Lust haben, die Beeren zu essen, die alle anderen meiden, kann es sein, dass wir uns ganz schnell eine tödliche Vergiftung zuziehen.

Aber: Wichtig ist, unseren Selbstschutz an unsere Lebenswirklichkeit anzupassen.

Heutzutage könnten wir ein Buch zum Thema lesen oder einen Experten übers Internet befragen. Womöglich stellen wir dann fest, dass diese Beeren durchaus gegessen werden können und sogar gesund sind, wenn man sie richtig zubereitet – und dass bloß der Großvater unseres Stammes die Dinger nicht mochte und deswegen allen davon abgeraten hat, sie zu essen.

Leider würden dann manche unserer Stammesmitglieder uns für verrückt erklären, uns vielleicht sogar mit Gewalt davon abhalten wollen, diese Beeren zu essen (natürlich nur, weil wir ihnen wichtig sind).

Wir können dann nachgeben, unseren Wunsch nach den Beeren zurückstecken, einfach etwas anderes essen oder sogar selbst die Giftigkeit der Beeren weiterpredigen, um unseren guten Ruf wieder herzustellen. Doch ein Teil von uns wüsste, dass es nicht stimmt, und dass es uns eigentlich nur darum ging, sie zu probieren. Dieser Teil würde sich fragen, was denn daran so schlimm wäre, es zu versuchen, und ob wir nicht auch beides schaffen, und BÄM! – stecken wir mitten in der Diskrepanz.

Was kann ich tun, wenn ich die Diskrepanz fühle?

Du bist derjenige, der dein Leben lebt. Also hast du auch das letzte Wort, was du damit tust.

Deswegen lohnt es sich, dir Zeit zu nehmen, um dir über deine Prioritäten, deine Werte, Ziele und Bedürfnisse klar zu werden.

Dann ist es nämlich ganz einfach, es gibt eine simple Wenn-dann-Matrix:

Wenn ich die Wahl habe, ehrlich zu sein oder gemocht zu werden, dann wähle ich, ehrlich zu sein, weil mir Ehrlichkeit wichtiger ist als Akzeptanz.

Das kann übrigens auch noch weitergehen, der zweite Schritt könnte sein:

Wenn ich ehrlich sage, was ich denke, dann wähle ich, mich etwas komplexer und dafür sanfter auszudrücken, da mir Freundlichkeit wichtiger ist als Direktheit.

Es ist übrigens nicht sinnvoll zu versuchen, diese Matrix einmal für alles aufzubauen und dann zu verzweifeln, weil sie nicht immer passt. Alles zu schaffen, was wir uns irgendwann einmal vorgenommen haben, ist nicht das, worum es geht. Sonst würde ich immer noch daran arbeiten, ein Playmobil-Zimmer in meiner Wohnung einzurichten…

Unsere Prioritäten verschieben sich, wir lernen neue Aspekte unserer Projekte kennen oder sehen Seiten an anderen, die wir nicht wahrhaben wollten. Wir laufen mit unseren Werten auf oder stellen fest, dass es leichter geht, als wir dachten. Dann ist es sinnvoll, die Matrix anzupassen.

Es ist immer unsere Entscheidung

Unsere Werte und Bedürfnisse zu kennen hilft uns, unsere Prioritäten klar zu kriegen. Auch wenn es uns nicht bewusst ist: Wir fällen ständig Entscheidungen. Jede Sache, die wir zusätzlich machen wollen, jede Aufgabe, die wir annehmen, jedes Hobby, das uns interessiert, jede Verpflichtung, die uns andere auferlegen – sind letztlich unsere Entscheidungen.

“Hä, wie kann eine Pflicht eine Entscheidung sein? Ich MUSS das doch machen!”

Wirklich? Oder hast du dich dafür entschieden, weil dir etwas anderes wichtig war? Warum kündigst du den Job nicht, in dem du unzufrieden bist? Weil dir Sicherheit wichtiger ist als Freiheit. Warum lächelst du, wenn dein Kollege einen blöden Witz auf deine Kosten macht? Weil dir Gemeinschaft wichtiger ist als Respekt. Wenn es dich trotzdem frustriert, warum änderst du das nicht? Weil dir Vertrautheit wichtiger ist als Verwirklichung – zumindest noch.

Denn vielleicht nimmst du es ja zum Anlass, deine Prioritäten nochmal zu überdenken, wenn du merkst, dass du mehr Entscheidungsmöglichkeiten hast, als du glaubtest.

Es ist immer DEINE Entscheidung.

Wo kannst du anfangen?

Wenn wir an dem Punkt angekommen sind, dass uns alles zu viel wird, wissen wir nicht mehr, wo wir ansetzen sollen. Vielleicht denkst du dir ja auch: “Ich schaffe es doch jetzt schon nicht mehr, alles zu bewältigen, wie soll ich mir jetzt auch noch Zeit dafür nehmen, die Dinge von Grund auf anders anzugehen? Nein, da lass ich es lieber so, wie es ist!”

Ich kenne diesen Gedanken sehr gut, aber ich kann dir versprechen: Es lohnt sich, diesen einen Schritt weiter noch zu gehen und den Stress dieses “Noch mehr!” auszuhalten.

Stell dir vor, du musst jeden Tag vor deiner Haustür durch eine knietiefe Schlammschicht waten. Es ist furchtbar anstrengend, und dein Chef macht dir schon die Hölle heiß, weil du so häufig zu spät kommst und immer Dreck ins Büro schleppst. Dabei bemühst du dich redlich, du hast dir sogar Bücher dazu besorgt, wie du schneller waten und den Schlamm lieben lernen kannst. Aber irgendwann hast du es satt. Du nimmst dir einen Tag frei, erträgst das Naserümpfen der Kollegen über deine “Faulheit”, nimmst Maß, planst, besorgst Materialien – und baust dir einen Steg vor die Haustür.

Und jetzt stell dir vor, wie positiv überrascht dein Chef ist, als du von nun an nicht nur pünktlich, sondern auch sauber und mit viel mehr Energie zur Arbeit kommst. Und wie viel besser es dir damit geht. Denn die Anerkennung der anderen ist zwar ein guter Motivator für dein Sicherheitsbedürfnis, aber letztlich geht es um mehr.

Das Schöne ist, dass es eine positive Auswirkung auf alle Bereiche deines Lebens hat, wenn du es schaffst, die Probleme zu beheben, die dich am meisten Kraft kosten.

Was heißt das nun konkret?

Fang damit an, dir Zeit für dich zu nehmen. Ich komme dir nicht mit “Jeden Tag nur 10 Minuten”, denn ich weiß, dass sich sowas ratz-fatz summiert und dann eben gerade nicht mehr zu schaffen ist. “Nur 10 Minuten jeden Tag Sport”, “nur 10 Minuten jeden Tag Planung”, “nur 10 Minuten jeden Tag für deine Beziehungen”, “nur 10 Minuten jeden Tag meditieren”, “nur 10 Minuten jeden Tag neue Kunden suchen”, “nur 10 Minuten jeden Tag eine neue Sprache lernen”…

Wohlgemerkt: Ich sage nicht, dass das nicht geht! Ich selbst verwende deutlich mehr als eine Stunde am Tag auf die Dinge, in denen ich mich weiterentwickeln will. Aber ich habe mir Zeit gelassen, an diesen Punkt zu kommen.

Wie viel Zeit solltest du dir also nehmen?

Ganz einfach: so viel, wie für dich gerade passt. Eine Woche Retreat ist genauso eine Option wie fünf Minuten jeden Monat. Wobei du bei letzterem natürlich länger auf Ergebnisse warten musst – aber vielleicht ist es gerade das, was du brauchst.

Niemand zwingt dich, etwas zu verändern. Es ist deine Entscheidung, genau wie alles andere.

Befreie deine Zeit mit der Zeitfresser-Checkliste!

Du weißt nicht, wo deine Zeit hin fließt? Die Zeitfresser-Checkliste hilft dir, Energielecks ausfindig zu machen und mehr Zeit für das zu gewinnen, was dir wirklich wichtig ist.

Finde deine tieferen Wünsche heraus

Wenn du dir Zeit dafür nimmst, kannst du damit anfangen, deine Wünsche zu sortieren und die wahren Bedürfnisse dahinter zu ergründen.

Das könnte z.B. so aussehen:

Du schreibst deinen Wunsch hin und dazu den Satz:

“Ich will das, denn…”

Dann ergänzt den Satz mit dem erstbesten, was dir einfällt. So bekommst du einen Eindruck von der Stimmung deines Wunsches.

Lautet deine Ergänzung z.B. “…ich habe Angst, dass…”, ist das ein Hinweis für dich, das Thema nochmal genauer unter die Lupe zu nehmen und nach Alternativen zu suchen. Wenn du z.B. Angst hast, ausgelacht zu werden, liegt darunter der Wunsch nach Respekt. Vielleicht bekommst du den aber auch woanders, z.B. bei Menschen, die deine Probleme selbst schonmal hatten, oder die auf andere Eigenschaften von dir Wert legen. Menschen sind unterschiedlich, und was der eine lächerlich findet, hat der andere vielleicht besonders gern. Wünsche, die darauf abzielen, Schmerz zu vermeiden, lassen sich meistens auch gut anders erfüllen.

Geht deine Ergänzung hingegen eher in Richtung “…es macht mir Freude, wenn…”, kannst du davon ausgehen, dass du schon beim tieferen Grund angekommen bist und es sich lohnt, das im Hinterkopf zu behalten. Er kann dich motivieren, größere Veränderungen in deinem Leben zuzulassen und dranzubleiben.

Am Ende hast du eine gute Übersicht darüber, was wirklich deine Wünsche sind und wo es dir eigentlich um etwas anderes geht. Vielleicht stellst du auch fest, dass mehrere Themen darauf abzielen, das gleiche Bedürfnis zu erfüllen. Dann “musst” du plötzlich viel weniger schaffen, als du dachtest.

Fazit

Viele Wünsche zielen nicht offensichtlich auf das ab, worum es wirklich geht. Wenn du weißt, was dir warum wichtig ist, kannst du dich auf die Dinge konzentrieren, die tatsächlich eine positive Veränderung in deinem Leben bewirken. Und dann kannst du dir Gedanken über Zeitmanagement-Methoden machen und dir Routinen zulegen, mit denen du alles schaffen kannst. Alles, was DU wirklich willst.


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