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Wie du mehr Gelassenheit für die Krise gewinnst

Viele Menschen stehen gerade unter großem Stress. Auch physischem, wie z.B. die Hilfskräfte, aber besonders emotionalem. Es ist eine absolut ungewohnte Situation, und das löst bei vielen Menschen Angst, Frustration oder andere belastende Gefühle aus. Dieser Artikel soll dir helfen, deine Perspektive zu weiten, dir einige Ideen an die Hand geben, wie du mit der Situation umgehen kannst und dir helfen, mehr Gelassenheit zu gewinnen. 

Hinweis: Dieser Artikel beinhaltet konstruktive Vorschläge für einen entspannten Umgang mit der ungewohnten Situation. Wenn du gerade voller Frust, Wut, Angst oder Trauer bist – sprich: Dich zu entspannen sich gerade falsch anfühlt, weil da etwas Größeres in dir Raum braucht – könntest du dich missverstanden fühlen. Nimm dir dann erstmal Zeit, wieder etwas runter zu kommen.

Wenn du dich “nur noch” unwohl fühlst, nützt dir der Artikel mehr, als wenn du gerade voll im Schmerz bist! 

Ein paar Dinge, die ich über dich weiß:

  1. Du bist weder allein damit noch irgendwie verkehrt, wenn du dich gerade anders fühlst als sonst. Du hast vielleicht eine längere Leitung oder eine kürzere Zündschnur, Schwierigkeiten, dich zu fokussieren, oder Probleme damit, Energie für etwas aufzubringen, was dir sonst leicht fällt. Das ist aber nichts Ungewöhnliches. Es IST gerade eine besondere Situation. Bei allen Parallelen zu sonstwas für historischen Ereignissen: Sowas wie jetzt hat es NOCH NIE gegeben. Da ist es kein Wunder, dass du anders reagierst als gewohnt. Das geht den meisten Menschen gerade so! Vergib ihnen – und dir.
  2. Keiner ist in genau deiner Situation. Das gilt immer, doch jetzt besonders. Nur weil jemand anderes gerade entspannter ist als du, mit einem bestimmten Thema besser umgehen kann oder irgendetwas anderes gerade bei ihm leichter aussieht als es für dich ist, heißt das nicht, dass du ungenügend bist. Du bist vollkommen in Ordnung! Und du hast ein Recht darauf, Probleme zu haben. Wer dich dafür runtermacht, dass es dir gerade schlecht geht, hat selbst ein Problem, das er nur nicht erkennt.
  3. Deine Gefühle haben ihre Berechtigung. Sie sind dein Weg, mit der Situation umzugehen. Du brauchst das jetzt. Zumindest für den Anfang. 
  4. Du könntest immer noch mehr tun. Du könntest dich immer mehr engagieren, in der freien Zeit mehr schaffen, dich mehr um dich kümmern. Vielleicht lässt du es heute mal “mehr gut sein”?
  5. Es wird immer etwas geben, worüber du dich aufregen kannst. Egal, wie vorsichtig der Eiertanz der Politik durchgeführt wird, es wird Themen geben, die du anders besser finden würdest. Welche Geschäfte wieder aufmachen, wie viel Abstand man halten muss, wie du arbeiten kannst, was welche Dinge kosten, wer welche Entscheidungen treffen darf – es wird dazu kommen, dass etwas entschieden wird, was du nicht gut findest. Worüber du dich aufregen könntest – wenn du dich dazu entscheidest. Das hast du nämlich in der Hand. 

Damit komme ich zu den

Tipps für den Umgang mit der Situation

Mach dir deine Entscheidungs-Macht bewusst

Ob die Umstände sich in diese oder jene Richtung ändern, Menschen an deiner Seite bleiben oder gehen, Entscheidungen getroffen werden, die zu akzeptieren dir schwer fällt – es ist immer deine Entscheidung, wie du darauf reagierst.

Das kann kein Mensch von Natur aus, uns muss diese Macht erst einmal bewusst werden und dann müssen wir sie üben. Doch es wird leichter, je häufiger du das tust. 

Unser erster Impuls ist nicht unbedingt das Beste für uns. Deswegen nehmen wir Werbegeschenke entgegen, auch wenn wir sie eigentlich nicht brauchen können und uns in ein – meist unbewusstes – Abhängigkeitsverhältnis begeben. Deswegen sagen wir Dinge, die wir hinterher bereuen. Der erste Impuls versucht, uns zu beschützen: Er nimmt das Geschenk an, damit wir gemocht werden, und sagt schlimme Dinge, um Frust abzulassen. Die Grundidee ist nicht verkehrt, doch die Konsequenzen können fatal sein. 

Das ist in der aktuellen Situation nicht anders. Wenn die Menschen in deiner Umgebung gestresst sind, passt sich dein System zunächst einmal der Gruppe an, damit du denselben Gefahren ausweichen kannst. Doch was passiert? Der Stress wird zur viel größeren Gefahr! Eigentlich wäre es daher viel sinnvoller, umso gelassener zu reagieren, je gestresster deine Umgebung wird. Aber das muss man erst einmal hinkriegen.

Der erste Schritt, ist sich klar zu machen, dass es geht!

Wähle die Perspektive der Dankbarkeit

Das Folgende klingt erstmal hart, aber folge bitte dem Gedanken bis zu Ende:

Leid ist nichts Neues. Ein Job war noch nie hundertprozentig sicher. Es gab schon immer Schwindler, die dir erzählen, was du hören willst, damit du ihre Produkte kaufst. Noch nie gab es eine Garantie dafür, dass du deine Eltern beim Sterben begleiten kannst. Es konnte schon immer passieren, dass du gerade noch mit jemandem zu tun hattest, und ihr euch plötzlich nicht mehr sehen oder berühren konntet. Menschen sterben jeden Tag. Auch Kinder. Schlimme Dinge passieren ständig, das war noch nie anders.

Klingt heftig, aber mache dir mal bewusst, was das eigentlich heißt: Wenn du von der Situation, den Einschränkungen, dem emotionalen Druck usw. überrascht bist, heißt das, dass du bisher ein vergleichsweise sehr gutes, entspanntes Leben geführt hast. Vielleicht wäre es für dich jetzt sogar leichter, wenn es nicht so gewesen wäre, doch du hast auch einen gewaltigen Vorteil in der Hinterhand: Du kennst das Glück eines friedvollen Lebens. Du kennst den Luxus der Sicherheit.

Wenn du es einmal von dieser Seite aus betrachtest und dann nochmal einen Blick auf die Welt wirfst, findest du vielleicht deine Situation gar nicht mehr so übel. (Dazu auch interessant: Das Buch Factfulness.)

Das hat übrigens nichts damit zu tun, dir irgendetwas schön zu reden. Du legst lediglich den Fokus auf einen anderen Aspekt, weil es sich nicht lohnt, nur die eine Seite zu betrachten. 

Optimismus wird gerne als “Leben mit rosaroter Brille” verunglimpft. So mögen manche Optimisten leben, doch ich glaube, die meisten tun es nicht.

Mir gefällt der Spruch von Peter Ustinov: 

“Ein Optimist ist jemand, der genau weiß, wie traurig die Welt sein kann, während ein Pessimist täglich neu zu dieser Erkenntnis gelangt.”

Es geht nicht darum, Probleme zu leugnen. Man hinterfragt lediglich die Konsequenzen. 

Wenn du dich fragst, wie du in einer solchen Situation noch positiv denken können sollst, möchte ich dir Viktor Frankl ans Herz legen. Er schrieb “Trotzdem Ja zum Leben sagen”, ein Buch über seine Zeit im KZ, und wie er sich die Kraft erhalten hat, an ein sinnvolles Leben – und Sterben – zu glauben. In seinem späteren Buch “Es kommt der Tag, da bist du frei” schreibt er (den ersten Satz kürze ich zusammen, der zweite ist zitiert):

Die Häftlinge im Konzentrationslager haben es unter unsäglichen Bedingungen geschafft, trotzdem Ja zum Leben zu sagen. “Da sollten wir alle es heute, unter verhältnismäßig doch unvergleichlich milderen Umständen, nicht leisten können?”

Also mir leuchtet das ein ;)

Suche nach Freude

Nochmal: Das hat nichts mit “die Probleme ignorieren” zu tun! Es geht darum, tatsächliche Veränderungen zu bewirken. Denn wer ist es, der die Ärmel hochkrempelt und etwas gegen das Problem unternimmt? Die, die sich darüber auslassen, wie schlimm alles ist? Oder die, die trotzdem daran glauben, dass es sich noch lohnt, etwas zu unternehmen? Um etwas zu verändern, ist es unverzichtbar, an die Möglichkeit einer Verbesserung zu glauben. Dafür brauchst du Freude an der Welt. Und diese stärkst du, indem du sie zulässt, ja, bewusst aufsuchst. 

Ich genieße zur Zeit Youtube-Videos mit Quarantäne-Comedy (z.B. die Holderness Family oder Julie Nolke), es gibt aber auch genügend anderen Content im Internet, der einem Freude bereiten kann.

Untergrabe nicht dein Gefühl für Sinn durch Standards. Es gibt so viel mehr da draußen als Katzenvideos! (Nichts prinzipiell gegen Katzenvideos, sie haben ihre Berechtigung, nur sind sie längst nicht der Gipfel der Unterhaltung…) Wenn dir der Algorithmus nur banales Zeug vorschlägt, suche tiefer. Hast du erst einmal ein paar richtig gute Videos gefunden, werden dir immer mehr geile Sachen vorgeschlagen 🙂

Suche auch in deinem Alltag nach mehr Freude. Tu mehr von dem, was dir Spaß macht (wenn das nur Dinge sind, die in Gruppen gehen, übernimm einzelne Aspekte oder probiere etwas Neues aus). Tu weniger von dem, was dich frustriert. 

Nutze Kleinigkeiten

  • Mach Pausen. Unterschätze nicht, wie wenig stressig sich Homeoffice manchmal anfühlt, und wie anstrengend es dann doch ist. Mache bewusst Pausen, bewege dich, reiß die Fenster auf und atme tief durch. Trinke viel. 
  • Gib dir bewusst von bestimmten Aufgaben frei. Mach auch im Homeoffice explizit Feierabend
  • Nutze Energie-Hochs, um dein Umfeld zu verbessern. Räum auf. Schmeiß Dinge weg. Mach den Abwasch. Das wird sich manchmal so anfühlen, als würdest du dir gerade deine gute Stimmung zerstören, doch meistens ist das weniger frustrierend als den Blick jedes Mal wieder vom Chaos abwenden zu müssen. 
  • Erspare dir schlechte Nachrichten. Lies keine Zeitung, ent-abonniere die Newsticker. Alle zwei Wochen die neuen Bestimmungen zu checken reicht. Entfolge “Freunden”, die dich mit ihren Verschwörungstheorien runterziehen. Frage dich: Welchen Nutzen hat diese Nachricht gerade wirklich für mich? Wird irgendetwas dadurch besser, dass ich das weiß? Meistens ist die Antwort nein. Erinnere dich: Das hat nichts mit Augen verschließen zu tun!

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