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Prioritäten setzen – kann man das lernen? (+ Wie geht Prioritäten setzen mit ADHS?)

Prioritätensetzen bedeutet, festzulegen, was zuerst dran ist. Aber was, wenn uns das schwer fällt? Sind wir dazu verdammt, unorganisiert durchs Leben zu gehen? Oder können wir lernen, zu erkennen, was uns wichtig ist, und wie wir ihm den ersten Platz in unserem Leben einräumen?

Um diese Frage zu beantworten, sehen wir uns zunächst einmal an, wie lernen überhaupt funktioniert. Dann zeige ich dir, was das konkret bedeutet, wenn du lernen willst, bessere Prioritäten zu setzen.

Hier entsteht eine Artikelserie 📚. Die einzelnen Teile werden ca. 1x pro Woche hochgeladen.
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✔ Bereits online:
Teil 1: Prioritäten setzen: Bedeutung, Nutzen und Probleme
Teil 2: Kann man Prioritäten setzen lernen? Wie geht Prioritäten setzen mit ADHS? (du bist hier)
Teil 3: Die 10 größten Fehler beim Prioritätensetzen und wie du sie vermeidest
Teil 4: Die 10 wichtigsten Methoden zum Prioritätensetzen im Überblick

⏳In Arbeit:
Teil 5: Was brauchst du, um dauerhaft effektive Prioritäten zu setzen?
Teil 6: Die besten Sprüche und Funfacts übers Prioritätensetzen

Wie funktioniert Lernen eigentlich?

Wenn wir etwas neu lernen, werden Verbindungen zwischen den Synapsen in unserem Gehirn gebildet. Synapsen sind der Ort, an dem die elektrischen Signale von einer Nervenzelle zur anderen übertragen werden. Es bilden sich quasi Wege in unserem Gehirn aus, auf denen die Informationen sich schneller bewegen können.

Je häufiger ein solcher Weg benutzt wird, desto breiter wird er. Dann können wir die Informationen schneller abrufen und bessere Ergebnisse erzielen. Dieser Prozess der Verstärkung heißt Neuroplastizität.

Wenn du also regelmäßig übst, deine Aufgaben besser zu priorisieren, wirst du merken, dass es dir irgendwann leichter fällt und du immer schneller die richtige Entscheidung triffst.

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Kann man auch als Erwachsener noch lernen?

„Dafür bin ich zu alt …“, denkst du vielleicht. Doch es ist längst erwiesen, dass wir auch im hohen Alter noch Neues lernen können – wenn wir dazu bereit sind und eben nicht annehmen, dass wir schon alles verstanden haben, was es für uns zu verstehen gibt.

Kinder sind sehr lernfähig, weil sich ihr Gehirn in einer Phase hoher neuroplastischer Aktivität befindet und sie viele Synapsen haben. Das bedeutet, dass Kinder besonders empfänglich für neue Informationen sind und leichter neue Verbindungen herstellen.
Im Erwachsenenalter verlangsamt sich dieser Prozess und manche Synapsen werden abgebaut, aber die Fähigkeit zur Neuroplastizität bleibt bestehen. D.h. es können weitere Verbindungen gebildet werden, auch wenn es mehr Übung und Zeit erfordert.

Die Wahrnehmung, dass Lernen im Alter schwieriger wird, liegt daran, dass Erwachsene weniger geübt sind, neue Informationen schnell aufzunehmen und in den Alltag zu integrieren. Zudem sind Erwachsene oft durch ihre große Verantwortung zu überfordert, um sich auf Neues einzulassen. Doch das heißt nicht, dass es nicht geht.
Im Gegenteil: Wenn du dich regelmäßig auf neue Ideen einlässt, bleibt dein Gehirn aktiv und du kannst mit den vielen Eindrücken und Aufgaben in deinem Alltag leichter umgehen. Außerdem wirst du nicht so schnell dement.

Es ist eine Win-Win-Situation: Wenn du lernst, effektivere Prioritäten zu setzen, gewinnst du mehr Zeit für dich, dein Alltag wird leichter und du setzt Energie frei, die du wiederum einsetzen kannst, um Neues auszuprobieren. Dadurch bleibst du geschmeidiger, entdeckst neue Wege, deine Probleme anzugehen und entwickelst dein Leben Stück für Stück in die Richtung, die dich wirklich erfüllt. Kein Wunder, dass ich meinen Job liebe! 😁

Prioritäten zu setzen kann man lernen, denn die Neuroplastizität des Gehirns ermöglicht es, bis ins hohe Alter Neues zu begreifen und anzuwenden.

Was brauchst du, um gut (Prioritäten setzen) lernen zu können?

Die Gehirnforscherin Margret Arnold hat „12 Lehr-Lern-Prinzipien der Neurodidaktik“ zusammengestellt. Ich erkläre sie dir hier kurz und zeige dir, was das für dich bedeutet, wenn du lernen willst, bessere Prioritäten zu setzen.

  1. Lernen ist ein physiologischer Vorgang.
    • D.h.: Du lernst effektiver, wenn deine Sinne vielfältig angesprochen werden.
    • Das bedeutet fürs Prioritätensetzen:
      Nutze deine Sinne, wenn du mit den besten Methoden zum Prioritätensetzen experimentierst. Vielleicht fallen dir die Entscheidungen leichter, wenn du die Optionen laut aussprichst oder mit Klebezetteln arbeitest, die du von Hand verschieben kannst.
  2. Das Gehirn ist sozial.
    • D.h.: Du lernst effektiver, wenn du mit anderen Menschen zusammenarbeitest.
    • Das bedeutet fürs Prioritätensetzen:
      Sprich mit anderen darüber, welche Aufgaben am wichtigsten sind und wie du vorgehen kannst, um sie gut im Alltag umzusetzen.

      Wenn du dir dafür eine Expertin in Sachen Selbstorganisation, Zeitmanagement und Traumverwirklichung wünschst, schreib mir ;)
  3. Die Suche nach Sinn ist angeboren.
    • D.h.: Du lernst effektiver, wenn deine Interessen und Ideen gewürdigt werden.
    • Das bedeutet fürs Prioritätensetzen:
      Wähle Aufgaben, die deinen persönlichen Interessen und Zielen entsprechen. Tu nur, was du mit deinen Werten in Einklang bringen kannst.
  4. Sinnsuche geschieht durch Bildung von (neuronalen) Mustern.
    • D.h.: Du erweiterst dein Wissen, wenn neue Muster mit vorhandenem Wissen verbunden werden.
    • Das bedeutet fürs Prioritätensetzen:
      Nutze dein Vorwissen, um zu entscheiden, welche Aufgaben vorrangig sind.
  5. Emotionen sind wichtig für die Musterbildung.
    • D.h.: Du lernst effektiver, wenn positive Emotionen hervorgerufen werden.
    • Das bedeutet fürs Prioritätensetzen:
      Verbinde wichtige Aufgaben mit positiven Emotionen, um die Motivation zu steigern. Mache dir bei Aufgaben, die negative Emotionen in dir hervorrufen, klar, warum du dich darum kümmern möchtest (z.B. weil du damit ein längerfristiges Ziel erreichst).
  6. Das Gehirn verarbeitet Informationen in Teilen und als Ganzes gleichzeitig.
    • D.h.: Du lernst effektiver, wenn du verstehst, was etwas für das große Ganze bedeutet.
    • Das bedeutet fürs Prioritätensetzen:
      Schau dir deine Aufgaben nicht nur isoliert an, sondern überlege dir, wie wichtig sie in Bezug auf deine Lebensziele sind.
  7. Lernen erfolgt sowohl durch gerichtete Aufmerksamkeit als auch durch periphere Wahrnehmung.
    • D.h.: Du lernst effektiver, wenn du deine Aufmerksamkeit beim Thema behalten kannst.
    • Das bedeutet fürs Prioritätensetzen:
      Entferne unnötige Ablenkungen aus deiner Umgebung (z.B. Handy stumm).
  8. Lernen geschieht sowohl bewusst als auch unbewusst.
    • D.h.: Du lernst effektiver, wenn du deine Vorgehensweise ab und an überdenkst und deine Erfolge auswertest.
    • Das bedeutet fürs Prioritätensetzen:
      Reflektiere regelmäßig über deine Prioritäten und passe sie an.
  9. Es gibt mindestens zwei Arten von Gedächtnis: Die Speicherung einzelner Informationen und die gleichzeitige Aktivierung verschiedener Systeme.
    • D.h.: Du lernst effektiver, wenn du Informationen und Erfahrungen verknüpfen kannst.
    • Das bedeutet fürs Prioritätensetzen:
      Probiere die Methoden aus, statt nur die theoretisch beste für dich zu wählen.
  10. Lernen ist entwicklungsabhängig.
    • D.h.: Du lernst effektiver, wenn deine individuellen Unterschiede zu anderen berücksichtigt werden.
    • Das bedeutet fürs Prioritätensetzen:
      Arbeite gemäß deinen eigenen Stärken und Schwächen, statt dir ein fremdes System aufzuzwingen.
  11. Komplexes Lernen wird durch Herausforderungen gefördert, durch Angst und Bedrohung verhindert.
    • D.h.: Du lernst effektiver in einer unterstützenden, motivierenden und herausfordernden Umgebung.
    • Das bedeutet fürs Prioritätensetzen:
      Stelle dich deinen Problemen, aber mach es dir nicht unnötig schwer.
  12. Jedes Gehirn ist einzigartig:
    • D.h.: Du lernst effektiver, wenn deine individuellen Talente und Fähigkeiten angesprochen werden.
    • Das bedeutet fürs Prioritätensetzen:
      Finde heraus, wie Prioritäten setzen am besten für dich funktioniert.

Quellen:
https://www.ardalpha.de/wissen/psychologie/gehirn-gedaechtnis-lernen-neuronen-netz-hirnforschung-100.html
https://www.uni-wuerzburg.de/fileadmin/43060000/04_Fort-_und_Weiterbildungen_Lehrkraefte/Herbsttagungen/Herbsttagung_2016/20161006_WS_04_Neurobiologie.pdf
https://studienseminar.rlp.de/fileadmin/user_upload/studienseminar.rlp.de/gy-ko/Pflichtmodule_18-19/28_Lernprozess_IV_-_29.10.2018/06_Lehr-Lern-Prinzipien_der_Neurodidaktik.pdf

Kann ich auch mit ADHS Prioritäten setzen?

Auch mit ADHS kannst du Prioritäten setzen. Nutze deine Kreativität!

Ja! Auch ADHS ist „nur“ eine andere Art zu denken, keine Unfähigkeit zum Organisieren (auch wenn es leider oft so dargestellt wird).

Das Gehirn von Menschen mit ADHS funktioniert anders als das von Menschen ohne ADHS. Die exekutiven Funktionen, die für das Ausführen von Plänen und all die dazugehörigen Schritte zuständig sind (z.B. sich daran zu erinnern, was man tun wollte, ablenkende Reize auszublenden oder bis zum Ende dran zu bleiben), sind bei ADHS eingeschränkt.
Das erschwert das Prioritätensetzen, und vor allem das Prioritäten-Umsetzen.

Das heißt aber nicht, dass du das nicht kannst. Du brauchst eben eine andere Art der Organisation, die zu deiner „Denke“ passt. Und die kannst du dir aneignen, sie üben und reflektieren. Also: Ja, auch mit ADHS kannst du Prioritätensetzen lernen!

Bitte beachte: Ich habe selbst kein ADHS und bin keine Expertin dafür!

Aber ich habe ein paar ADHS-Priorisierungs-Tipps für dich aus verschiedenen Quellen (s.u.) zusammengesammelt.

So geht’s

  • Schreibe deine Aufgaben auf – aber sieh nicht alle notierten Punkte als To Dos an, sondern eher als Can Dos.
  • Sortiere deine Aufgaben nach Dringlichkeit und Wichtigkeit (die Eisenhower-Matrix kann helfen – aber auch zu Analyse-Paralyse führen).
  • Teile deine Aufgaben in kleine Schritte auf.
  • Nutze Routinen – und erlaube dir, sie bei Bedarf zu verändern.
  • Lass dich, z.B. von einem Handywecker, an deine Termine und Vorhaben erinnern.
  • Nutze einen Timer, um Erfahrungen darüber zu sammeln, wie lange etwas dauert.
  • Habe einen Notizzettel parat, auf dem du neue Ideen notieren kannst, ohne dich ihnen sofort zu widmen.
  • Erlaube dir, verschiedene Methoden ausprobieren und die am besten zu dir passende Variante zu finden (das gilt für jeden, mit ADHS oder ohne!).

Kenne auch deine Stärken, ADHS-ler haben nämlich einige davon! Nutze sie, und du wirst neue Wege finden, mit deinen Aufgaben und Zielen umzugehen:

Kreativität: Wer sagt, dass du dich auf eine ganz bestimmte Weise organisieren musst? Dir fällt bestimmt etwas ein, wie du auf deine Weise effektiv werden kannst!

Motivation: Stell dir vor, was du alles Cooles ausprobieren kannst, wenn du den Alltag in den Griff kriegst! Nutze die Kraft deiner Fantasie, um die Schwierigkeiten auf dem Weg zu überwinden!

Hyperfokus: Wenn du mal voll drin bist, kannst du Gigantisches leisten. Finde heraus, was dich in den Flow bringt, und nutze ihn, um die Dinge, die dir wirklich wichtig sind, voran zu bringen!

Hier findest du mehr zum Thema Prioritätensetzen mit ADHS:

https://www.spektrum.de/news/welche-staerken-haben-menschen-mit-adhs/2073240

https://adhs-freiburg-selbsthilfe.de/node/20

https://www.uniquemindcoach.ch/post/adhs-todo-liste

https://numo.so/de/journal/adhd-task-prioritization

https://adhs-freiburg-selbsthilfe.de/sites/stuff/downloads/AMSD-Exekutive%20Dysfunktion.PDF

https://aktive-psychotherapie.de/wp-content/uploads/2021/09/ADHS-Infos.pdf

Fazit

Ja, Prioritätensetzen ist eine Fähigkeit, die man lernen kann. Der Lernprozess dafür folgt den gleichen Prinzipien wie für andere Fähigkeiten: Es geht um Übung, Erfahrung, und das Reflektieren über das eigene Verhalten. Dabei spielt die Neuroplastizität des Gehirns eine wichtige Rolle: Je mehr du es übst, desto leichter wird es.

Das bedeutet jedoch nicht, dass der Lernprozess immer einfach oder schnell geht. Wie bei jeder anderen Fähigkeit braucht es Zeit, Geduld und die Bereitschaft, aus Fehlern zu lernen. Welches die größten Fehler sind, die beim Prioritätensetzen gemacht werden, und wie du sie vermeidest, erfährst du im nächsten Artikel.

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